KALLEMANN  .... ganz privat


An
Tall Oaks Mr. Bodean

Amerika

 

Lieber Papa,

ich lebe noch – auch wenn ich schon lange nichts mehr habe von mir hören lassen! Wenn Du diese Zeilen liest, werde ich schon bald 5 Jahre alt und Frauchen sagt, ich benehme mich noch immer wie ein Baby!

Na ja, ich gebe es ja zu: mit dem "auf Baby machen" komme ich meistens ganz gut weg, dann kriege ich alles, was ich will. Zum Beispiel wieder ein neues Stofftier, mit den spiele ich doch so gern. Wenn wir durch die Kaufhäuser oder in Geschenkartikel-Läden gehen, setze ich immer meinen schönsten ""Krieg‘ ich den?-Blick" auf und meistens kann sie mir nicht widerstehen und kauft es mir dann. Ich habe schon einen ganz großen Korb voll Plüschtiere (übrigens mache ich die nicht kaputt, sondern habe sie nur ganz viel lieb)! Von meinem quietschorangen Pony aus dem Frankreich-Urlaub habe ich Dir ja schon erzählt. Zu meinem letzten Geburtstag habe ich ein Plüsch-Vögelchen bekommen, das sogar Töne von sich gibt, wenn man es schüttelt. Ich war davon so begeistert, daß ich es tagelang auch beim Gassi-Gehen und ins Bett mitgenommen habe. Ich konnte mich einfach nicht davon trennen. Überhaupt ist das noch immer mein Lieblings-Spielzeug. Frauchen hat damals gesagt, ich wäre ganz schön abgedreht, nur weil ich das Vögelchen so bemuttert habe! Sie hat gemeint, ich wäre bestimmt eine gute Mutter geworden – dabei bin ich doch ein Junge!

Und betteln kann ich auch ganz gut: Ich habe mir einen Trick ausgedacht, mit dem ich betteln kann und nur Frauchen versteht es (dann ist es nicht so peinlich, wenn jemand Fremdes dabei ist): Ich setze mich hin und tue so, als müßte ich niesen, das hört sich an wie "pfftt". Das mache ich so lange, bis ich kriege, was ich haben will und jeder andere denkt, ich habe Schnupfen. Ist das nicht einfach toll?

Ganz doll neugierig bin ich auch: Wenn wir zuhause vor dem Aufzug stehen, kann ich es immer gar nicht abwarten, bis er endlich kommt. Frauchen sagt, ich quengel dann wie ein kleines Kind. Wenn er dann endlich da ist, schieße ich vor Aufregung meistens ganz schnell hinein (oder auch wieder raus), daß die anderen Leute immer erschrecken. Das will ich gar nicht, aber es könnte doch sein, daß ein Hundchen drin ist oder draußen vor der Tür steht! Wenn der Aufzug leer ist, recke ich meine Nase so hoch ich kann (weil ich ja so klein bin, ist das nicht gerade viel) und schnuppere, wer da wohl vorher drin war.

Was ich gar nicht leiden kann, sind rennende Kinder. Und wenn die auch noch Gummistiefel anhaben, dann könnte ich da grade mal reinpetzen. Frauchen schimpft dann immer mit mir; aber die erschrecken mich so – und irgendwie muß man denne diese Rennerei doch abgewöhnen können! Manchmal ärgert mich auch Frauchen: Sie sagt immer, ich habe Teddybär-Füße; und wenn ich beim Schlafen auf dem Rücken liege – mit den Füßen nach oben, kitzelt sie mich dann an den Haaren zwischen den Fuß-Ballen. Da muß ich immer ganz doll um mich treten, so schrecklich schön ist das. Oft petzt sie mir auch in meine Nase, weil sie die so süß findet, sagt sie. Daher kommen dann auch meine vielen Spitznamen: z.B. "Petznase" oder "Kitzelfuß". Das ins Ohr-Blasen finde ich wiederum gar nicht gut, da springe ich schon vom Sofa, wenn Frauchen nur Luft holt. Inzwischen weiß ich genau, wann sie das vorhat. Ich bin ja nicht doof.

Ich merke auch ganz genau, wann Frauchen vorhat, mit uns länger wegzugehen. Während sie dann unsere Leinen aus der Schublade holt, renne ich immer noch mal schnell in die Küche Wasser trinken. Denn man weiß ja nie, wann man wieder welches kriegt. Aber zu Frauchens Ehrenrettung muß ich sagen, daß sie immer Wasser für uns dabei hat. Aber sicher ist sicher. Chico macht das jetzt auch schon manchmal – Du siehst, auch ältere können von mir lernen.

Wenn ich mich ganz doll freue oder total aufgeregt bin, zum Beispiel vor dem Gassi-Gehen, beim Agility oder wenn Frauchen nach Hause kommt, kneife ich sie vor Begeisterung immer ins linke Knie. Das habe ich mir so angewöhnt und sie versteht das dann auch als Zeichen, daß es mir supergut geht.

Ach ja, Agility! Das macht echt einen Riesen-Spaß. Hast Du das inzwischen mal ausprobiert? Manchmal bin ich so aufgeregt, daß ich Frauchen nicht richtig zuhöre, wenn sie mir sagt, welches Hindernis als nächstes kommt. Dann nehme ich vor Begeisterung das nächste, das ich sehe .... und wenn es das falsche war, werden wir disqualifiziert. Frauchen ist mir aber trotzdem nie lange böse, denn sie weiß doch, daß ich es nicht absichtlich gemacht habe. Sie weiß nämlich auch, wenn sie ganz schlimm mit mir schimpft, daß ich mich dann hinsetze und einfach überhaupt nichts mehr mache. Entweder sie ist freundlich zu mir, oder ich trete in Sitzstreik! So kann man Frauchen auch ganz gut erziehen. Eine Stange runterwerfen – wie manche großen – das tue ich dafür aber nie. Dazu springe ich viel zu gerne und viel höher, als ich eigentlich müßte. Ich schaffe sogar die große Mauer für die Maxi-Hunde. Ich finde es toll, wenn dann alle staunen, wie hoch ich springen kann. "Kallemann kann fliegen" heißt es dann immer.

Überhaupt bin ich immer in Action! Ich hasse es, wenn wir unterwegs stehenbleiben müssen, weil der Chico sich mal wieder nicht entscheiden kann, wohin er sein Häufchen machen soll. Dann lege ich mich immer platt auf den Boden, um zu demonstrieren, wie langweilig mir ist. Das mache ich natürlich nur bei trockenem Boden, sonst könnte ja mein Bauch naß werden! Also, sich bei solchen Banalitäten wie Häufchen-Machen lange aufhalten, finde ich total blöd. Ich mache sowas nebenbei: Wenn es irgendwo gut riecht, mache ich daneben Häufchen und erkunde inzwischen mit meiner Nase, wird da wohl vorher war. So habe ich zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen.

Chico kann ich inzwischen auch ganz gut austricksen: Ich lasse ihn halt in dem Glauben, daß er der Boss ist, damit er mich nicht wieder verhaut. Aber wenn er seinen Kauknochen mal eine Sekunde aus den Augen läßt, dann bin ich schnell wie ein Pfeil – und weg ist er, der Knochen. Ich kann sogar so tun, als schlafe ich tief und fest und wenn der Chico dann erst recht nachlässig ist mit Aufpassen, dann klappt das besonders gut. Um zuerst den Frühstücks-Bisquit zu bekommen, muß ich mich halt etwas vordrängeln, aber das geht so schnell, daß der gar nichts sagen kann. Und schwupp, bin ich wieder weg. Was ein Glück, daß ich so lange bei meiner Mama bleiben durfte, als ich klein war. Dort in der Meute habe ich gelernt, wie man so etwas macht.

Jetzt habe ich Dir so viel von mir geschrieben,
und ich weiß fast überhaupt nichts von Dir!

Bitte schreib‘ mir doch auch mal wieder,
wenn Du schon nicht zu Besuch kommst!

Dein

KALLEMANN

 

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